Reisetagebuch, 4. Teil: Fianarantsoa ist eine tolle Stadt!

Maeva* ist Praktikantin bei ADES und aktuell daran, in Madagaskar ihre Masterarbeit zu schreiben. Sie gibt uns Einblicke in ihre Erfahrungen.

Fianarantsoa ist eine tolle Stadt! Sie zieht sich über mehrere Erhöhungen, so dass es ziemlich hoch und runter geht. Auch wenn man mitten in der Stadt auf den Strassen steht, kann man direkt auf ein Reisfeld hinunter schauen, auf welchem gearbeitet wird. Es ist eine komische Mischung aus Stadt und Land, in dem beides direkt nebeneinander liegt, oder eigentlich mehr miteinander verwachsen ist. Die Stadt liegt ziemlich hoch (auf 1200 Höhenmetern), und auch wenn die Sonne gut wärmt, ist es am Schatten und nachts schnell sehr frisch. Überhaupt haben wir Glück, dass die Sonne scheint bei unserem Besuch. Luc meint, dass er hier sonst bisher immer schlechtes Wetter, grau, Nebel, und kalt erlebt hatte. Unsere Bleibe für die drei Tage, die wir hier sind, ist die Hotelfachschule La Rizière, ein wunderschönes Gebäude mit einer erhöhten Sicht auf einen Teil der Stadt. Zudem hat ADES hier eine- eine Cuisine Institutionelle (Kantinenküche) eingebaut für die Schüler der Hotelschule. Das ganze Personal besteht aus Schülern der Hotelfachschule, was einige unserer Mahlzeiten im Hotel ziemlich interessant gestaltete, je nachdem welches Lehrjahr an Schülern uns bediente… Hier treffen Luc und ich auch wieder auf Azagen, den wir in Tana verabschiedet hatten. Er ist zusammen mit Jean-Yves (DirEX Produktion) mit dem Auto von Tana bis hier heruntergefahren.

Am Tag nach unserer Ankunft machen wir uns auf ins Zentrum und Produktionsstätte der Tonkocher hier in Fianarantsoa. Am Vormittag halten Luc und ich unseren fünften und letzten Strategieworkshop. Wir haben jetzt wirklich den Dreh raus, und kommen (endlich) gut durch. An Nachmittag lernen wir beide, einen Kocher zu machen! Darauf habe ich mich riesig gefreut.  Wir werden beide offiziell in die grünen ADES-Overalls gesteckt und bekommen alle zusätzlichen Sicherheitsbekleidung. Jean-Yves der uns begleitet und zuschaut kann kaum aufhören zu Grinsen, als wir beide ganz in grün vor ihm stehen und bereit sind, loszulegen. Während uns noch die genauen Bestandteile, Herkunft und Zwecke des ersten Schrittes erklärt werden und es mehr einer Führung als einem Ausprobieren gleicht, hört Luc noch geduldig zu, während es mich in den Finger juckt, endlich anzufangen. Ich frage also nach der Schaufel von dem Mitarbeiter der mir grinsend am nächsten steht. Er war derjenige, welcher Ton in die sich schrauben-mässig drehende Maschine, welche den Ton röhrenförmig zurechtformt, schaufelt. Er nickt mir zu, macht noch einige anweisende Handbewegungen und ich lege los. Der Ton ist sauschwer… Ich ramme mit meinem Fuss die Schaufel unter einen Haufen Erde, und muss mir Mühe geben meine Arme mit der Last genug hoch heben zu können damit ich die Tonerde auch in die Maschine bekomme. Als ich anfange, wird dann auch Luc schnell eine Aufgabe zugeteilt: er gibt jetzt eine trockene Mischung von bereits gebranntem Ton hinzu für eine bessere Konsistenz, während ich die Muskelkraft leiste. Und so starten wir. Manchmal gemeinsam, manchmal abwechselnd, dürfen wir alle Etappen (ausser das eigentliche Brennen und Trocknen) ausprobieren. Nur als es darum geht, den Kocher jetzt töpferisch fertig zu formen und den letzten Schliff zu verleihen, entscheiden wir beide, das den Profis zu überlassen um die Kocher nicht zu verunstalten. Dann geht es weiter zum Sprayen der Metallhüllen der Kocher. Die Verantwortlichen dieser Rolle haben uns beide trotz Feierabend schon vorfreudig erwartet. Es macht ihnen sichtlich Spass, uns mit Mundschützen auszustatten und uns dann geduldig und genau zu erklären, wie ich die Spraypistole zu halten habe, welcher Abstand am effizientesten ist und die wenigsten Unebenheiten kreiert, und wie man es anschliessend möglichst sauber weiterdreht. Bei ihm sah es so einfach und flüssig aus. Sobald ich die Farbpistole in der Hand halte, richte ich sie erstmal auf Luc, zu dessen Schrecken und dem grossen Vergnügen von mir und den uns umgebenden Mitarbeitenden. Ich fange an, und auch wenn ich um einiges langsamer bin als mein Lehrer (was Luc mich grinsend immer wieder wissen lässt, während er auf die fertig gefärbten Metallhüllen wartet), finde ich doch nach einer Weile einen Rhythmus. Es macht ziemlich Spass und Luc und ich sind beide freudig am Färben. Zum Abschluss darf ich noch einen der fertig geformten Kocher Mit einem Messer beschriften und meinen Namen in den Fuss ritzen.

 

Als wir rauskommen, treffen wir alle Mitarbeiter der Produktion hier in Fianarantsoa unten auf dem Petanque Feld. Bei einem gemeinsamen Feierabend-Bier und Apéro, gibt es noch einige Petanque-matches. Obwohl ich im Team mit den beiden „Super-Snipers“ lande, verlieren wir gegen Luc’s Team. Aber es ist ein rundum sehr schöner geteilter Abend, und es war toll, selber einen Kocher machen zu dürfen. Abends nach einem magischen Abendessen (Idris der Fahrer, ist anscheinend nicht nur Chauffeur, sondern auch Magier, soviele Tricks wie er aus dem Ärmel zaubert), geht es für Azagen und mich mit einigen des Teams in Fianarantsoa noch weiter in eine Karaokebar. Es gibt praktisch nochmal ein zweites Abendessen, grässlichen Rum arrangé, Bier, es wird enorm viel gesungen, das meiste scheint mir Madagassische Chartsmusik, und dann wird zwischendurch kurz getanzt, wenn kein weiterer Song ansteht. Es ist ein gemütlicher Abend, und bevor es wirklich spät wird komme ich nach Hause ins La Rizière. Der Rest der Zeit in Fianarantsoa besteht aus Arbeiten im Hotel, einem Besuch in einem wunderschönen botanischen Garten und potenziellem zukünftigen ADES Projekt, und einem sehr spannenden und ergebnisreichen Abendessen mit dem Direktor eines anderen Kocherherstellers.

* Name geändert

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