Schweizer Forschung für den Wald in Madagaskar
21.06.2023, Horw / Mettmenstetten

Solarkocher mit thermischem Energiespeicher für Familien in Madagaskar sollen verhindern, dass in Madagaskar noch mehr Wald verloren geht. Entwickelt werden die Solarkocher in einer Kooperation zwischen der Hochschule Luzern und der NGO ADES aus Mettmenstetten.

Madagaskar, das Naturparadies, steht vor zahlreichen Herausforderungen. Es zählt zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern weltweit. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung leben in Armut und bereits über 90 Prozent der ursprünglichen Waldfläche sind verloren gegangen. Seit 2001 engagiert sich die Schweizer NGO ADES gegen den Verlust von Wäldern und die Armut in Madagaskar. ADES setzt auf Solar- und Energiesparkocher, die vor Ort von 250 madagassischen Mitarbeitenden hergestellt und vertrieben werden. Begleitet wird die Kocherproduktion von Aufforstungs- und Bildungsprojekten. Im Jahr 2022 erreichten rund 85’000 Kocher madagassische Familien, was zu einer Reduktion des Holzverbrauchs um rund 30’000 Hektare führte. Dadurch werden sowohl die Wälder geschützt als auch das Budget armer Familien entlastet, die rund einen Drittel ihres Einkommens für Brennholz und Kohle aufwenden.

Nahe am traditionellen Kochen
André Grossen von ADES erklärt: «Unsere Energiesparkocher machen den Grossteil unserer Verkäufe aus. Im Vergleich zum Kochen auf offenem Feuer verbrauchen sie bis zu 70 Prozent weniger Holz und Kohle.» Mit den Solarkochern von ADES kann man täglich ganz ohne Holz und Kohle kochen. Allerdings, sagt Grossen, gäbe es einige Nachteile, die eine höhere Verbreitung der Solarkocher erschweren: Bei bewölktem Himmel oder nach Sonnenuntergang können diese beispielsweise nicht verwendet werden. Dafür würde es einen Speicher brauchen, doch die sind auf Madagaskar kaum verfügbar und teuer. Solarkocher mit thermischem Energiespeicher können diese Probleme lösen und das Kochen auf einer heissen Herdplatte ist näher am traditionellen Kochen als das Garen in unserem Solar-Boxkocher. Diese Neuerungen können die Verbreitung von Solarkochern in Madagaskar fördern. «Für die Weiterentwicklung unserer Solarkocher sind wir auf externes Know-how angewiesen. Mit dem Kompetenzzentrum für thermische Energiespeicher (CCTES) der HSLU arbeiten wir nun mit einer führenden Forschungseinrichtung für Wärmespeicherung zusammen. Das ist für uns eine aussergewöhnliche Möglichkeit», sagt Grossen.

Bachelorarbeiten schaffen die Grundlage für weitere Zusammenarbeit
Die HSLU-Studenten Patrick Estermann aus Hildisrieden und Julian Zölly aus Zürich präsentierten im Rahmen ihrer Bachelorarbeiten an der HSLU ein Funktionsmodell und Forschungsergebnisse über die Verbesserungen der sozialen Akzeptanz der Solarkocher. Als Speichermedium dient ein so genanntes Phasenwechselmaterial, welches mit dem Wechsel des Aggregatszustandes Energie aufnehmen respektive wieder abgeben kann. Dafür wurden die Phasenwechsel-Eigenschaften verschiedener Materialien getestet und ausgewertet. Die Ergebnisse beider Bachelorarbeiten bilden die Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit zwischen ADES und der HSLU. Diese soll eine Machbarkeitsstudie umfassen, die nicht nur die Massenherstellung der neuen Solarkocher in Madagaskar prüft, sondern auch Aspekte wie Produktionskosten, Qualitätssicherung und Vertriebsstrategien berücksichtigen wird. Diese gemeinsamen Anstrengungen haben das Ziel, nachhaltige Lösungen für das Kochen in Madagaskar zu entwickeln und damit langfristig zum Schutz der Wälder und der Linderung der Armut beizutragen. Die Finanzierung der innovativen Solarkocher soll neben einem vergünstigten Verkaufspreis in Madagaskar und Spenden vor allem durch CO2-Zertifikate sichergestellt werden. ADES verfügt in diesem Bereich über viel Erfahrung. Die Nonprofit-Organisation finanziert bereits heute über die Hälfte ihrer Massnahmen in Madagaskar durch CO2-Zertifikate auf ihren Energiesparkochern. Diese wegweisende Zusammenarbeit zwischen ADES und der HSLU eröffnet neue Möglichkeiten für zukünftige Forschungs- und Innovationsprojekte im Bereich nachhaltiger Energie in Madagaskar.

Bild 1: Die HSLU-Studenten Julian Zölly (links) und Patrick Estermann (rechts) vor dem Funktionsmodell ihres Solarkochers mit thermischem Energiespeicher.

Bild 2: Auf Parabol-Solarkochern, wie sie ADES in Madagaskar produziert, kann der thermische Speicher geladen werden.

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